19 November 2007

Varieté Saalü in Staudt

Zitat: "Varieté "Saalü" und Staudter hatten Spaß

Dorfgeschehen wurde von vier Kabarettisten aufs Korn genommen - Zuschauer machten eifrig mit

STAUDT. Der altgediente Saal im Gasthaus "Zur Krone" in Staudt rückte am Wochenende ins Zentrum des Dorfgeschehens. Der Grund: Das Heimatvarieté "Saalü", das in alten Dorfsälen seine ganze Vielfalt entfaltet, war zu Gast in dem Ort, der von sich stolz behauptet: "Stoudt fählt nout". Doch halt, diesen Schlachtruf des "humorvollen, trinkfesten und bauernschlauen Völkchens", wie Moderator Gündä, alias Wolfgang Müller, die Staudter Bürger augenzwinkernd umschrieb, durfte die Ortschefin Waltraud Birk erst später ihren "Untertanen" jubilierend zurufen.

"Saalü", das sind drei Stadtneurotiker und ein Weintrinker vom rheinland-pfälzischen Varietétheater, die zur Wiederbelebung alter Dorfsäle jedes Jahr aufs Neue mit großem Erfolg von Dorf zu Dorf und von Saal zu Saal ziehen. Staudt war da eine gute Adresse für "Charla Drops", die Laszive, "Mark", den Schüchternen, "Michael48", den Frauenheld, und "Gündä", den Showmaster, der gekonnt das aus den Staudtern herauskitzelte, was sie schon immer mal sagen wollten. Zusammen mit den Bürgern war die Mischung von professionellem Varieté und Geschichten aus dem Dorf als Erfolgsstory quasi schon vorprogrammiert.

Das Varieté "Saalü" steht und fällt mit den Akteuren vor Ort. Und die gaben ihr Bestes. Ihr "Bestes" gibt da schon 33 Jahre Doris als Kronenwirtin, der "Gündä" seine erste Aufmerksamkeit widmete. "In Staudt geht man zum Doris". Bei der Saalinspektion entdeckte der Moderator allerhand Bemerkenswertes: Verborgenes und Vergessenes, Gelogenes und Gegessenes kam da noch einmal auf den Tisch. "Keiner wollte Bürgermeister in Staudt werden, eine musste". Die da musste, wie Gündä messerscharf feststellte, war Waltraud Birk, die in ihrer festen Burg des Rathauses residiert, die aber heftig dementierte, dass zur Aufbesserung der Ortsfinanzen im neu geschaffenen Rotlicht-Bezirk um die Alte Staudter Kirche jemand anschaffen gehen muss.

Dort wo sich die Staudter amüsierten und von alten Zeiten erzählten oder darüber philosophierten, wie die Klorolle richtig hängt, fehlten auch die musizierenden Ortsvereine und die Kirmesgesellschaft nicht. Der Kronensaal bebte bei den Klängen des Fanfarenzuges, und der Männerchor "Frohsinn" war dem heiteren Gesang ebenso wenig abhold wie nostalgischen Klängen. "Saalü" kitzelt auch die letzten Geheimnisse aus den ehrwürdigen Wänden alter Säle hervor. Selbst die süßen Geheimnisse in der Sektbar, die vor fast 50 Jahren ein Paar zusammenführte. Über allem schwebte am Wochenende professionelles Varietétheater von vier genialen Kabarettisten. Nicht zu vergessen, der Staudter Fastnachts-Semi-Profi Volker Burggraf, dessen Persiflage professionelle Züge aufwies.

Hans-Peter Metternich", Zitat Ende. Quelle: Westerwälder Zeitung vom 19.11.2007, Seite 12."