25 Januar 2006

Udo Herkenroth (Wirges) und Bruder Frank (Staudt) bei "Wer wird Millionär?"

Zitat: "Udo Herkenroth schaffte es bei "Wer wird Millionär?" auf den begehrten Stuhl - Große Freude bei Familie und Bekannten

Jetzt weiß auch Günter Jauch, wo Wirges im Westerwald liegt. Udo Herkenroth hat es ihm am Montagabend bei der Sendung "Wer wird Millionär ?" erklärt. Mehr noch: Der Wirgeser Architekt hat den Ratestuhl beim RTL-Sender erklommen und 64 000 Euro mit nach Hause gebracht. Der Jubel bei Familie und Freunden ist groß.

WIRGES. Als Familie und Freunde die Arme hochreißen und jubeln, geht für Udo Herkenroth (45) eine Woche der Geheimniskrämerei zu Ende. Endlich darf auch er seiner Freude freien Lauf lassen und erzählen, was passiert ist:

64 000 Euro hat der Architekt aus Wirges gewonnen, bei Günther Jauchs Quizshow "Wer wird Millionär?" Einzig sein Bruder Frank, der ihn begleitet, und seine Frau Birgit, die ihm bei der 16 000 Euro-Frage als Telefonjoker aus der Misere geholfen hatte, wussten Bescheid. Eine Woche lang hatten RTL und die Produktionsfirma "Endemol" Udo Herkenroth zum Schweigen verdonnert. Erst am Montagabend, als die Sendung ausgestrahlt wird, erfahren alle, dass der freiberufliche Architekt aus dem Westerwald nun um 64 000 Euro reicher ist.

Noch ist der Betrag nicht auf dem Konto der Familie aus Wirges angekommen. Aber die freundliche Regie-Assistentin, die im Flur auf Herkenroth wartet, als er das Studio verlässt, hat gleich notiert, dass der Kandidat das Geld annimmt und damit einverstanden ist, dass es ihm überwiesen wird. Dann bekommt Sohn Adrian, der das Landesmusikgymnasium in Montabaur besucht, ein Marimbaphon. Und zugleich soll der unerwartete Geldsegen helfen, die Schulden zu begleichen, hatte Herkenroth schon im Studio bestimmt. "Schließlich hat es ein freier Architekt nicht leicht, an Aufträge zu kommen." Eine Aussage, die ihm, wie er später sagt, viel Lob eingebracht hat. "Sogar ein Berufskollege aus Hamburg hat sich in einer Mail dafür bedankt, dass ich auf die Situation unseres Berufsstandes hingewiesen habe", erzählt Herkenroth.

Überhaupt, die Freude ist groß in der Familie, bei den Freunden und Bekannten. Neider haben sich ebenso wenig gemeldet wie Bettelbrief-Schreiber. "64 000 Euro, das ist eine Summe, da freuen sich die Leute mit einem", sagt Herkenroth. Erst ab 125 000 Euro gebe es auch unschöne Reaktionen, habe er im Gespräch mit Kandidaten und TV-Redakteuren erfahren.

Erfahren hat er auch eine Menge darüber, wie so eine Sendung funktioniert - und natürlich, wie es ist, Günther Jauch nicht vom heimischen Sofa aus sehen, sondern ihm leibhaftig gegenüber zu sitzen.

Der Traum aller Schwiegermütter, der verschmitzte, schlagfertige Moderator, sei "ganz anders" als er sich ihn vorgestellt habe, sagt der Mann aus Wirges. Jauch wirke ernst und konzentriert, "sehr professionell" und sei größer sowie deutlich schmaler als gedacht, "eigentlich schon hager".

Und Udo Herkenroth muss es wissen. Denn er hat Jauch nicht nur gegenüber gesessen. Er hätte ihn auch beinahe umgerannt. "Ich habe nach der Auswahlfrage meinen Namen gehört, bin aufgestanden, auf Jauch zugegangen und gestolpert." Ein kleines Missgeschick, das die Fernsehzuschauer in der Aufzeichnung nicht sehen. Denn eine Stimme aus dem so genannten Off gibt sofort Anweisung, Herkenroth muss ein zweites Mal aufstehen, eine Wiederholung wird gedreht und später eingefügt.

Nichts wird bei "Wer wird Millionär?" dem Zufall überlassen, hat Herkenroth gelernt. Das fängt beim Gesicht der Kandidaten an: jeder bekommt ein Make up. Die Kleidung wird, wenn nötig, ausgetauscht, und ein "Einpeitscher" weist das Publikum an, wann es klatschen muss. Sogar das Aufstehen vom Ratesessel müssen die Kandidaten üben und jeder darf ein Mal zur Probe Platz nehmen, auf dem Stuhl, der zum Schleudersitz ins Millionärs-Leben werden kann.

Millionär ist Udo Herkenroth nicht geworden, aber er ist mehr als zufrieden und freut sich, über seinen cleveren Schachzug, bei 64 000 Euro nicht gezockt zu haben. Wie er abgebrochen hat, bei der Frage, was eine Muskellunge ist, haben 8,77 Millionen Zuschauer am Montagabend verfolgt. Sie sahen, dass es Ehefrau Birgit war, die ihm als Telefonjoker über die 16 000 Euro-Frage half und wusste, dass "Paria" Unberührbare sind. Sie haben verfolgt, wie das Publikum erriet, dass eine Kolumne, wörtlich übersetzt, eine Säule ist, und wie Herkenroth mit Hilfe des Fifty-Fifty-Jokers feststellte, dass Westerland keine Nordseeinsel ist.

Dass es am Ende die Muskellunge war, eine nordamerikanische Hechtart, die ihn zur Aufgabe zwang, nimmt der Architekt mit Angelschein gelassen: "In der Ostsee, wo ich ab und an fische, gibt es die nicht." Und selbst sein Vater, ein Sportangler, habe das nicht beantworten können, sagt er.

Eine spannende Zeit ist nun zu Ende gegangen. Begonnen hatte sie vor wenigen Wochen, als sich Herkenroth per SMS mit dem neuen Weihnachts-Handy für die RTL-Quizshow beworben hatte. Das neue Handy, es muss Udo Herkenroth Glück gebracht haben. Denn wie gut die Sache ausgegangen ist, das war am Montagabend im Fernsehen zu sehen.", Zitat Ende. Quelle:
Westerwälder Zeitung vom 25.01.2006, Seite 17.

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